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05.12.2021

«Kontrapunkt zum Schwarzmalen setzen»

Mit welchen Einstellungen blicken Menschen in die Zukunft? Welche Hoffnungen und Ängste treiben sie um? Und was für eine Rolle spielen dabei die Immobilien? Zukunftsforscher Andreas Krafft hat diese Fragen mit Liegenschaftsexperte Werner Fleischmann diskutiert.

«Die Zukunft sollte nicht als etwas Bedrohliches empfunden werden, das unausweichlich auf uns zukommt. Vielmehr sollten wir die Zukunft als etwas sehen, das wir selbst gestalten können», sagt Andreas Krafft. Diesen Perspektivenwechsel legt der Wirtschaftspsychologe und Zukunftsforscher, der an der Universität St. Gallen lehrt, nicht nur Unternehmen, sondern auch Schulen ans Herz und ist dafür schweizweit unterwegs.

Immobilien: sicherer Hafen
Interessanterweise spielten dabei auch Immobilien eine wichtige Rolle. In der Welt der jungen Erwachsenen, die von unsicheren Zukunftsaussichten geprägt sei, suchten diese einen sicheren Hafen. Das sind laut Krafft meist die eigenen vier Wände, der eigene Garten und das familiäre Umfeld. «Dieser Kern vermittelt ihnen Sicherheit vor der ‹bedrohlichen› Welt.» Es sei ihnen wichtig, diesen Rückzugsort zu haben. Von diesem aus seien sie bereit, einen angemessenen Beitrag zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme zu leisten. Werner Fleischmann, Inhaber von Fleischmann Immobilien bemerkt hierin auch den verstärkten Trend, von der urbanen und anonymen Stadt aufs überschaubare Land zu ziehen.

Unsicherheiten akzeptieren lernen
Gerade die junge Generation könne sich ein Eigenheim heute aber fast nicht mehr leisten, betont Fleischmann. Er stelle eine Verknappung beim Angebot an bestehenden Immobilien fest. «Das Resultat sei, dass die Liegenschaftspreise in die Höhe schnellen.» Fleischmann kann sich indes nicht vorstellen, dass dieser Trend ewig anhält. Auch Andreas Krafft bezweifelt dies, betont aber: «Ich möchte einerseits Zuversicht verbreiten, andererseits aufzeigen, dass es nicht immer nur aufwärts gehen kann. Wir müssen ein Stück weit lernen, mit Unsicherheiten umzugehen und unseren Blick für die langfristige Zukunft zu öffnen.» Werner Fleischmann hakt hier ein: «Auch wenn ich die junge Familie verstehe, die jetzt unbedingt ein Haus kaufen möchte: Es kann in gewissen Fällen besser sein, noch etwas länger zur Miete zu wohnen und nicht verzweifelt ein Haus zum Höchstpreis zu kaufen.»

Widerstandsfähigkeit gesteigert
Krafft stellt fest, dass viele Menschen die Coronazeit als Herausforderung erlebt haben, die sie jedoch erfolgreich gemeistert hätten: «Sie konnten ihre Widerstandsfähigkeit steigern und haben neue Aspekte entdeckt wie zum Beispiel die Schönheit der Natur oder die Geborgenheit im familiären Umfeld. Es zeigt, dass wir einen Kontrapunkt zum Schwarzmalen setzen sollten.»

Das Hoffnungsbarometer
In der letzten Dezember-Woche erscheint das Hoffnungsbarometer 2022. Andreas Krafft ist als Co-Präsident der Vereinigung für Zukunftsforschung «swissfuture» sowie Mitinitiator und Leiter des internationalen Forschungsnetzwerks hinter der weltweit durchgeführten Umfrage für das Hoffnungsbarometer. Mehr dazu auf www.swissfuture.ch.

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Ostschweizer Immobilienmagazins>>

 

    Blick über den Thurgau gegen den Bodensee in die Zukunft: Liegenschaftsexperte Werner Fleischmann und Zukunftsforscher Andreas Krafft.
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