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14.09.2020

«Neuer Langbau» in Hauptwil gibt seinem Namen alle Ehre

Arealumnutzungen sind eine grosse Herausforderung. Das Zusammenspiel von Kanton und Gemeinde mit Architekten und Investoren trägt massgeblich zu nachhaltigen Lösungen bei, wie das Beispiel des «neuen Langbaus» in Hauptwil zeigt.

Das Dorfzentrum Hauptwils wird neu belebt: Rund ein Jahr nach Baubeginn feierten die Eigentümer der neuen Wohnüberbauung im Park hinter der «Villa Rose» die Einweihung zusammen mit der Ortsbildkommission und dem Gemeinderat. Fast alle Wohnungen sind verkauft – und auch der Planungsprozess ist gleich erfreulich verlaufen.

«Hauptwil – eine Entdeckung»
Architekt Florian Schoch von Schoch-Tavli Architekten, Frauenfeld, macht keinen Hehl daraus: «An diesem Ort zu bauen, war eine Herausforderung.» Schoch hat sie angenommen und laut Gemeindepräsident Matthias Gehring «clever gelöst». Dazu beigetragen hat, dass sich Schoch vertieft mit der Hauptwiler Geschichte auseinanderzusetzen begann. Heute sagt er: «Hauptwil ist eine Entdeckung.» Entdeckt hat er auf seinen Streifzügen durch das Dorf vor allem die markanten Reihenhäuser an der Dorfstrasse: Sie gelten als älteste Arbeiterwohnhäuser der Schweiz, werden wegen ihrer Bauweise «Langbau» genannt und erhalten nun im zentralen Park in Hauptwil mit dem «neuen Langbau» ein neuzeitliches Gegenüber. Er passe sehr gut ins Ortsbild, sagt Gehring. «Die Architekten haben die Geschichte der Arbeiterhäuser im modernen Stil wiederbelebt.»

Für das Dorf eine Aufwertung
Schoch hofft, dass das neue Mehrfamilienhaus den Bewohnerinnen und Bewohnern dank den Laubengängen eine Begegnungszone schafft, die dem dörflichen, parkähnlichen Charakter entspricht. Der Park als kleine Landschaftsarena sei für die ganze Gemeinde eine Aufwertung. Jede Wohnung sei dank des guten Zusammenspiels aller Involvierten nach Süden wie auch nach Norden ausgerichtet. Das ehemalige Gärtnerhaus wurde in Absprache mit der Denkmalpflege an der gleichen Stelle als typengleiches Einfamilienhaus neu gebaut und verzeichnete eine besonders hohe Nachfrage. Um all dies zu ermöglichen, habe es einen Gestaltungsplan gebraucht, bekräftigt Schoch.

Glücksfall nach harzigem Start
Liegenschaftsexperte und Bauherr Werner Fleischmann von Fleischmann Immobilien bezeichnet es als Glücksfall, dass das zentrale und grosse Grundstück hinter der «Villa Rose» und der Hauptstrasse aufgeteilt werden konnte: Doch nach der Initialzündung brauchte es einerseits unternehmerisches Gespür und Risikobereitschaft, andererseits architektonische und planerische Kompetenz und schliesslich ein Flair für die Geschichte des Dorfes. An diesem Projekt habe sich gezeigt, so Fleischmann, wie wertvoll und beschleunigend die intensive Abstimmung mit den Verantwortlichen von Gemeinde und Kanton sein kann, wenn auf die verschiedensten Interessen Rücksicht genommen wird. Dank guter nachbarschaftlicher Beziehungen, einer gelungenen architektonischen Lösung und der erfreulichen Zusammenarbeit auf dem Bau habe der «neue Langbau» nach einer harzigen Startphase reibungslos vorangetrieben werden können.

Gestaltungsplan ebnet den Weg
Der Thurgauer Kantonsbaumeister Erol Doguoglu wurde früh einbezogen und hat die Idee des Gestaltungsplans eingebracht. Damit wurde der Weg frei, um den Innenhof des Areals freizuhalten und dafür das Gebäude etwas länger als üblich zu bauen. Möglich wurde die Abweichung von der Regelbauweise schliesslich dank kleinerer Verschiebungen der Zonengrenzen innerhalb des Areals, wobei die Bauzone und die Freihaltezone insgesamt gleich gross blieben. «Solche kleineren Anpassungen am Zonenplan sind aus meiner Erfahrung machbar, wenn sie begründet sind.» Der Kantonsbaumeister beruft sich auf das kantonale Planungs- und Baugesetz: Dieses besagt, dass man von Baureglementen abweichen kann, wenn ein besseres Siedlungsergebnis erreicht wird. Er räumt indes ein, dass es «nicht immer einen Gestaltungsplan braucht, wenn es auch ohne geht». Ausschlaggebend sei ohnehin, dass nach der Erarbeitung des Gestaltungsplans ein gutes Bauprojekt entwickelt und realisiert wird. Wichtig – so Werner Fleischmann – seien in solchen Fällen gesunder Menschenverstand und sachbezogene Lösungen: «Das ist ein gutes Beispiel für unbürokratische Umsetzung der kantonalen Siedlungspolitik, wobei es auch meinerseits ein Entgegenkommen brauchte.» Gemeindepräsident Matthias Gehring räumt ein, dass am Anfang zwar Mehrarbeit nötig gewesen sei. «Dafür wurden aber Eckpunkte fixiert, damit man zügiger und verlässlicher planen konnte. Die Rechtssicherheit für Grundeigentümer, Planer und auch die Bevölkerung war ein wichtiger Wert.»

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