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Thurgauer Industrie hat deutlich an Schwung verloren
Der Arbeitskräftemangel sei zwar nach wie vor einschneidend, heisst es im «Thurgauer Wirtschaftsbarometer». Indes: «Die Nachfrageschwäche hemmt die Produktion derzeit stärker.» Der Bestellungseingang ging in der Thurgauer Industrie im zweiten Quartal weiter zurück. Entsprechend schmolzen die Auftragsbestände. Werner Fleischmann, Inhaber von Fleischmann Immobilien spürt diese Tendenzen auch auf dem Immobilienmarkt: Zwar sei die Zuwanderung nach wie vor beachtlich (siehe Kasten), doch angesichts der Wirtschafts- und Zinsentwicklung habe sich Bautätigkeit und die Nachfrage nach Liegenschaften – zwar auf hohem Niveau – weniger dynamisch entwickelt als in den Vorjahren. Die Erwartungen für das laufende Quartal seien in der Industrie verhalten, heisst es im «Wirtschaftsbarometer ». Danach gehen die Betriebe von weiter rückläufigen Bestellungen aus. Der Vorprodukteeinkauf werde deshalb zurückgefahren, der Personalbestand dürfte hingegen stabil bleiben. Für den Zeitraum bis Ende 2023 seien die Betriebe ebenfalls wenig zuversichtlich.
Bau bleibt Konjunkturstütze
Die Thurgauer Bauwirtschaft läuft gemäss der Dienststelle für Statistik nach wie vor auf Hochtouren. Die Bautätigkeit blieb im zweiten Quartal lebhaft, wobei viele Betriebe durch einen Mangel an Arbeitskräften eingeschränkt wurden. Allerdings sind die Auftragspolster nicht mehr ganz so komfortabel wie vor ein paar Monaten. Für das laufende Quartal erwarten die Baubetriebe eine nicht mehr ganz so rege Bautätigkeit und eine schwächere Nachfrage, was sich mit der Entwicklung auf dem Immobilienmarkt decke, sagt Werner Fleischmann. Bis Ende 2023 wird auf dem Bau mit einer unveränderten Geschäftslage gerechnet. Im Thurgauer Detailhandel ist man mit der Geschäftslage zufrieden und sind für 2023 eher positiv gestimmt.
Berufsbildung gegen Fachkräftemangel
Für die Zukunft der Wirtschaft ist die Berufsbildung ein wesentlicher Faktor: Fast drei Viertel davon starteten diesen August in eine Berufslehre. Aus diesem Anlass beleuchtet Marcel Volkart, Chef Amt für Berufsbildung und Berufsberatung, im «Thurgauer Wirtschaftsbarometer» die aktuelle Situation der Berufsbildung: Der Fachkräftemangel sei eine der grössten Herausforderungen, die es zu meistern gelte. Deshalb sei es wichtig, dass gute Lehrstellen angeboten und der gute Ruf der dualen Berufsbildung gestärkt werden. Digitalisierung besser einbinden Es sei aber auch nötig, die weiterführenden Ausbildungsangebote, also die höhere Berufsbildung – zum Beispiel an Fachhochschulen – noch bekannter zu machen: «Denn der Wirtschaft fehlen bekanntlich immer mehr sehr gut ausgebildete Berufsleute, welche über ein spezialisiertes Fachwissen, auch im Bereich der Unternehmensführung, verfügen.» Jugendliche täten gut daran, den für sie passenden Weg zu wählen, der ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht: «Die Durchlässigkeit unseres Berufsbildungssystems ermöglicht verschiedene Bildungswege, die zum Erfolg führen.» Es gelte allgemein, die Attraktivität der dualen Berufsbildung mit noch besserem Einbezug der Digitalisierung weiter zu fördern und möglichst optimale Rahmenbedingungen zu schaffen.»
Bevölkerungswachstum verliert an Schwung
Mitte 2023 hat die Bevölkerungszahl im Kanton Thurgau die Marke von 290‘000 Personen geknackt. Damit war das Wachstum der Bevölkerung innerhalb der letzten zwölf Monate mit rund 0,7 Prozent konstant, heisst es in einer Mitteilung der Dienststelle für Statistik. Rund doppelt so hohe Zuwachsraten von teilweise weit über einem Prozent gehören damit definitiv der Vergangenheit an. Dies trage einerseits zur Normalisierung des Immobilienmarkts nach der Boomphase bei und mache andererseits die Bekämpfung des Fachkräftemangels nicht einfacher, sagt Werner Fleischmann. Gemäss den statistischen Erhebungen verzeichnen aber immer noch 25 Gemeinden ein Plus von mindestens zwei Prozent, wobei Felben-Wellhausen mit einer Zunahme von 7,7 Prozent den Spitzenplatz belegt. Die Zuwanderung aus dem Ausland hat im Übrigen wieder zugenommen.