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25.09.2022

Zertifizierte Holz-Nutzung in den Tropen tiefer

In den Tropen wird die nachhaltige Waldbewirtschaftung mit den strengen Zertifizierungsvorschriften von FSC sichergestellt (Forest Stewardship Council, zu Deutsch: Rat für Walbewirtschaftung). Das bedeutet, dass die Waldflächen weniger intensiv genutzt werden können als in der Schweiz. Die Ausbeute des Rundholzes im Sägewerk ist technisch und marktbedingt tiefer.

Interessant sind die bewirtschafteten Waldflächen im Vergleich: Im Thurgau sind es 20‘000 Hektaren (ein Fünftel der Gesamtfläche des Kantons), in der Schweiz 1,3 Millionen Hektaren. Precious Woods besitzt im südamerikanischen Brasilien 500‘000 Hektaren und hält im zentralafrikanischen Gabun eine Konzession für die Bewirtschaftung von 600‘000 Hektaren Waldfläche. «Die Nutzung des Schweizer Waldes ist vergleichsweise höher als in den Gebieten von Precious Woods,» sagt Werner Fleischmann. In Zahlen (siehe auch Grafik): Im Kanton Thurgau werden jährlich durchschnittlich rund 160‘000 Kubikmeter Holz geerntet, in der Schweiz sind es fünf Millionen Kubikmeter. Darin enthalten sind auch sogenannte Zwangsnutzungen aufgrund von Sturmschäden oder Käferbefall. In den vergleichbar grossen Waldgebieten von Precious Woods sind es hingegen nur rund 400‘000 Kubikmeter. Der Thurgauer Kantonsforstingenieur Daniel Böhi erklärt, dass das Holz in der Schweiz schneller nachwachse. Weil sich das Holzbauunternehmen Precious Woods der nachhaltigen Bewirtschaftung tropischer Wälder verschrieben hat, bedeutet dies laut Verwaltungsratspräsidentin Katharina Lehmann: «Es werden alle 25 bis 35 Jahre nur ein bis drei Bäume pro Hektar gefällt.»

Schlechtere Ausbeute im Tropenwald
Die Holzexpertin vergleicht: «Die Ausbeute in der Schweiz beträgt rund 60 Prozent, im Tropenwald kommen wir gerade mal auf 30 Prozent. Das hat auch mit fehlenden lokalen Märkten und geringer Investitionssicherheit zu tun.» In Brasilien werde das Restholz für die Energiegewinnung genutzt. Im Werk in Gabun sei es ein «wichtiges strategisches Thema», dass ein Biomassen-Kraftwerk realisiert werden könnte oder andere wirtschaftliche Anwendungen für das Restholz gefunden werden. Es sei indes besonders wichtig, dass weltweit «die Ressourcen zuerst als sägefähiges Holz für Bauten und Bauprodukte in den stofflichen Kreislauf gebracht werden». Will heissen: Holz soll zuerst verbaut und erst am Ende seines Lebenszyklus’ verbrannt werden. Diese Kaskadennutzung sei eminent wichtig, bestätigt Böhi und stellt fest, dass es hilfreich sein könne, immer mal wieder «über den Tellerrand hinauszuschauen ». Er ist denn auch überzeugt: «Wenn wir Fragen rund um den Klimawandel lösen wollen, müssen wir global handeln.» In der Schweiz könne man sich glücklich schätzen, über einen stabilen Wald zu verfügen. Indes: «Die Trockenheit macht mir schon auch Sorgen.»

Energieholzanteil kann gesteigert werden
Böhi stellt angesichts der drohenden Energieknappheit im Übrigen fest, dass auch in hiesigen Gefilden immer mehr Energieholz nachgefragt werde und dass es 2023 «unter Umständen sogar zu einem Engpass beim Brennholz kommen könnte». Die Unabhängigkeit in der Energieversorgung werde zwar vermehrt zum Thema, weiss auch Lehmann. Doch Böhi stellt klar, dass der Anteil von Holz bei der Energieversorgung von heute 10 immerhin auf höchstens 20 Prozent gesteigert werden könne.

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>> Film NZZ Format: Tropenholz fürs Klima – Wie Gabun den Regenwald retten möchte

    Der Vergleich zeigt, dass im Thurgau und in der Schweiz das Holz viel intensiver genutzt wird als in den tropischen Gebieten (Hintergrundbild: Brasilien) des Holzbauunternehmens Precious Woods.
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