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08.03.2019

«Zu Beginn mussten wir den Immobilienmarkt testen.»

Aus Schulfreunden wurden Geschäftspartner: Liegenschaftsexperte Werner Fleischmann und Architekt Bruno Felber realisieren seit bald 30 Jahren gemeinsam Bauprojekte – anfänglich mit schmerzhaften Erfahrungen. Heute steht die nächste Generation in den Startlöchern.

«Wir waren die Exoten», erinnert sich Werner Fleischmann. Er und Bruno Felber sassen in der Sekundarschule in Ermatingen nebeneinander, weil beide aus einer Aussengemeinde kamen. Fleischmann aus Salenstein, Felber aus Triboltingen. Das schweisste zusammen. Danach gingen sie ihre eigenen Wege, zumindest vorläufig. Anfang der 1990er Jahre führte sie das Berufsleben wieder zusammen. Fleischmann baute mit seiner jungen Firma in Bottighofen ein Mehrfamilienhaus um. Dafür beauftragte er Bruno Felber, der eben das Architekturbüro seines Vaters in Kreuzlingen übernommen hatte. Es sollte das erste von vielen gemeinsamen Projekten sein.

Lehren gezogen

Nicht immer lief es rund. 1994 realisierten die beiden in Triboltingen ein Mehrfamilienhaus. Eine harte Probe für die Jungunternehmer. Der Bauboom habe sich damals dem Ende zugeneigt und die Wohnungen seien praktisch nicht zu verkaufen gewesen. Fleischmann und Felber zogen ihre Lehren und setzten fortan auf Reihenhäuser, die sich besser verkaufen liessen. Irgendwann änderte sich auch dieser Trend wieder. «Wir mussten den Immobilienmarkt testen und manchmal auch schmerzhafte Erfahrungen sammeln», sagt Fleischmann rückblickend.

Gut ergänzt

Dass sie sich bereits seit der Kindheit kennen, sei in der Zusammenarbeit schon immer ein Vorteil gewesen, ist Bruno Felber überzeugt. «Wir können offen und ehrlich miteinander reden und wissen auf Anhieb, woran wir beim Anderen sind.» Darüber hinaus ergänzten sich ihre Stärken. «Werner Fleischmann hat ein Gespür für den Immobilienmarkt. Ich kenne den Ablauf im Bau und setze seine Vorstellungen in die Tat um. Das funktioniert.» So liessen sie sich gegenseitig die nötigen Freiheiten, um die eigenen Stärken auszuspielen. Bei beiden Firmen machten die gemeinsamen Bauprojekte nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus, ergänzt Fleischmann: «Wir waren nie abhängig voneinander. Das ist ein weiterer Vorteil.»

Neuen Trend gesetzt

Als der Immobilienmarkt Anfang der 2000er Jahre langsam wieder anzog, setzten Fleischmann und Felber mit einem zusätzlichen Partner auf Wohnungen mit geräumigen Wohn- und Esszimmern, grossen Balkonen sowie grossflächiger Verglasung. «Das gefiel den Leuten und wurde in der Folge quasi zum Standard», sagt Felber. Heute sei das Bauen aufgrund verschiedener Vorschriften herausfordernder geworden. Grossen Einfluss auf die Architektur hätten beispielsweise die Energievorschriften und ganz besonders die revidierten Baureglemente, die eine verdichtete Bauweise vorsehen. Das treibe die Baulandpreise weiter nach oben, erklärt Werner Fleischmann. Er sieht in der Situation aber nicht nur Negatives, sondern auch eine Chance: «Wir sind herausgefordert, neue Wohnformen zu kreieren.»

Söhne wirken mit

Unterstützung bei der Zukunftsausrichtung erhalten sowohl Fleischmann als auch Felber von ihren Söhnen. Matthias Fleischmann (26) arbeitet seit einem halben Jahr im väterlichen Unternehmen, um den Immobilienmarkt kennenzulernen. Bruno Felber Junior (31), der bereits mehrere Jahre in Zürich als Architekt Erfahrungen gesammelt hat, ist seit einem Jahr im Büro seines Vaters engagiert. Er stelle fest, dass bisherige Muster beim Bau nicht mehr funktionierten. Je verdichteter gebaut werde, desto stärker müsse auf Einflüsse wie Belichtung und Lärm geachtet werden. «Man kann nicht mehr einfach ‹auf der grünen Wiese bauen›. Es braucht viel mehr Flexibilität.»

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